Was sich Führungskräfte einmal im Jahr fragen sollten
6 Fragen, die nicht nur im Dezember wirken…
Autor:innen:
Carina Stadler, MSc und Ewald Riedelmayer
Der Dezember ist für viele Führungskräfte eine Zeit zwischen den Welten: Das operative Geschäft läuft noch auf Hochtouren, während gleichzeitig das nächste Jahr bereits vor der Tür steht. Zwischen Jahresabschlüssen, letzten Quartalszahlen und Weihnachtsfeiern bleibt kaum Zeit für das Wesentliche – das bewusste Innehalten.
Dabei ist genau das entscheidend. Nicht nur für die Organisation, sondern vor allem für Sie als Führungskraft.
In 25 Jahren Beratungspraxis bei BRAINS AND GAMES haben wir unzählige Führungskräfte durch Transformationen, Krisen und Wachstumsphasen begleitet. Eine Erkenntnis zieht sich dabei wie ein roter Faden durch: Die wirkungsvollsten Führungskräfte sind jene, die sich regelmäßig die Zeit nehmen, ihre eigene Führungsrolle zu reflektieren.
Der Jahreswechsel bietet dafür einen natürlichen Ankerpunkt. Nicht als weitere To-do-Liste, sondern als ehrliche Standortbestimmung.
Die Frage nach der eigenen Wirksamkeit
Was hat meine Führung dieses Jahr tatsächlich bewirkt?
Diese Frage klingt simpel, ist aber radikal. Sie zielt nicht auf Kennzahlen oder erreichte Meilensteine – die stehen ohnehin in Ihrem Jahresbericht. Sie zielt auf etwas Tieferliegendes: Ihre Wirkung auf Menschen.
Haben sich Ihre Mitarbeitenden entwickelt? Sind sie gewachsen – fachlich und persönlich? Oder sind sie dort geblieben, wo sie vor einem Jahr standen?
Wir erleben in unserer Beratungsarbeit immer wieder Führungskräfte, die beeindruckende Zahlen vorweisen können, aber gleichzeitig ein Team zurücklassen, das erschöpft, demotiviert oder innerlich längst woanders ist. Das ist keine nachhaltige Führung.
Reflexionsfrage: Wenn Sie drei Mitarbeitende fragen würden, was sich für sie durch Ihre Führung im letzten Jahr verändert hat – was würden sie antworten?
Die Frage nach der eigenen Energie
Wo habe ich Energie gewonnen, wo verloren?
Führung kostet Kraft. Das ist normal. Aber nicht jede Form von Energieverlust ist gleich. Es gibt konstruktive Erschöpfung – nach einem intensiven Projekt, einem schwierigen, aber klärenden Gespräch, einer Phase des Wachstums. Und es gibt destruktive Erschöpfung – durch Endlosschleifen ohne Ergebnis, durch Konflikte, die nie wirklich geklärt werden, durch Strukturen, die mehr verhindern als ermöglichen.
Der Unterschied liegt darin: Konstruktive Erschöpfung regeneriert sich. Destruktive frisst sich fest.
Als Carina vor Jahren von der gehobenen Hotellerie in die Organisationsberatung wechselte, war eine ihrer größten Erkenntnisse: Führung funktioniert nur, wenn ich selbst klar bin. Wenn ich weiß, was mich antreibt – und was mich ausbremst.
Reflexionsfrage: Welche drei Situationen haben Ihnen dieses Jahr am meisten Energie geraubt? Und was davon wird sich wiederholen, wenn Sie nichts ändern?
Die Frage nach der Zukunft Ihrer Organisation
Entwickle ich Menschen für die Zukunft – oder verwalte ich Rollen?
Die Arbeitswelt verändert sich schneller, als viele Organisationen mithalten können. Künstliche Intelligenz, hybride Arbeitsmodelle, neue Generationen mit anderen Erwartungen – Führung bedeutet heute, Menschen auf eine Zukunft vorzubereiten, die wir selbst noch nicht vollständig verstehen.
Das erfordert Mut. Den Mut, loszulassen. Den Mut, Verantwortung abzugeben. Den Mut, Entwicklung zuzulassen, auch wenn sie unbequem ist.
Ewald hat in seiner über 20-jährigen Erfahrung als Organisationsberater eines gelernt: Die besten Führungskräfte sind jene, die ihre Teams darauf vorbereiten, ohne sie auszukommen. Nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Verantwortung.
Reflexionsfrage: Wer in Ihrem Team könnte bereits heute eine größere Verantwortung übernehmen – und was hält Sie davon ab, diese zu übergeben?
Die Frage nach der eigenen Haltung
Bin ich noch authentisch – oder spiele ich eine Rolle?
Irgendwann in der Führungskarriere passiert es vielen: Man übernimmt unbewusst ein Skript. Man spricht, wie man denkt, dass Führungskräfte sprechen sollten. Man verhält sich, wie man glaubt, dass es von einem erwartet wird.
Das Problem: Menschen spüren das. Authentizität lässt sich nicht vortäuschen.
Carina erlebt das immer wieder in ihrer Arbeit mit Nachwuchsführungskräften: Der Druck, "professionell" zu wirken, führt oft dazu, dass sie sich selbst verlieren. Dabei ist Führung keine Performance. Führung ist Beziehung. Und Beziehung funktioniert nur, wenn Sie als Mensch sichtbar bleiben.
Reflexionsfrage: Wenn Sie auf die letzten zwölf Monate zurückblicken – in welchen Momenten waren Sie wirklich Sie selbst? Und in welchen nicht?
Die Frage nach den ungeklärten Konflikten
Welche Konflikte habe ich vermieden – und was kostet mich das?
Konfliktmanagement gehört zu den unangenehmsten Führungsaufgaben. Deshalb werden Konflikte oft verschoben, umschifft oder ignoriert. Das Problem: Sie verschwinden nicht. Sie wachsen im Stillen weiter.
Wir kennen Organisationen, die sich jahrelang mit schwelenden Teamkonflikten herumschlagen, die längst eskaliert sind – weil niemand den Mut hatte, sie frühzeitig anzusprechen.
Dabei gilt: Je länger ein Konflikt ungelöst bleibt, desto mehr Energie kostet er. Und desto schwieriger wird die Lösung.
Reflexionsfrage: Welches Gespräch haben Sie dieses Jahr nicht geführt – obwohl Sie wussten, dass es notwendig wäre?
Die Frage nach dem Sinn
Wofür mache ich das eigentlich?
Das ist vielleicht die wichtigste Frage von allen. Nicht, weil sie am schwersten zu beantworten wäre, sondern weil sie oft komplett vergessen wird.
Warum sind Sie Führungskraft geworden? Was treibt Sie an? Und ist das, was Sie heute tun, noch deckungsgleich mit dem, was Sie ursprünglich wollten?
In unserer Arbeit bei BRAINS AND GAMES erleben wir immer wieder Führungskräfte, die irgendwann merken: Das, was ich hier mache, passt nicht mehr zu dem, wer ich sein will. Manche ziehen daraus Konsequenzen. Andere nicht – und zahlen einen hohen Preis dafür.
Reflexionsfrage: Wenn Sie frei entscheiden könnten – würden Sie morgen wieder die gleiche Führungsrolle übernehmen?
Was wir daraus machen
Diese Fragen sind unangenehm. Sie zwingen uns, ehrlich hinzuschauen – nicht nur auf das Jahr, das hinter uns liegt, sondern auch auf die Führungskraft, die wir geworden sind.
Aber genau darin liegt ihre Kraft. Denn Entwicklung beginnt immer mit Bewusstsein.
Bei BRAINS AND GAMES begleiten wir Führungskräfte und Organisationen durch genau diese Reflexionsprozesse. Nicht mit fertigen Lösungen, sondern mit den richtigen Fragen. Mit Raum für ehrliche Auseinandersetzung. Mit Methoden, die funktionieren – weil sie auf über 25 Jahren Praxis basieren.
Der Jahreswechsel ist eine Chance. Nicht für gute Vorsätze, die im Februar vergessen sind. Sondern für echte Veränderung.
Nehmen Sie sich Zeit für die Fragen, die zählen.
Wenn Sie Ihre Führungsrolle reflektieren und weiterentwickeln möchten, begleiten wir Sie gerne.