Vom Flipchart zur Führungsverantwortung

 Autor: Peter Müllner - Geschäftsführer von BRAINS AND GAMES 

Meine Reise zum CEO

Was passiert, wenn man nicht mehr über Veränderung spricht, sondern mittendrin steckt?

Seit März 2025 bin ich Geschäftsführer von BRAINS AND GAMES – und damit mein eigener Change-Prozess. In diesem Artikel nehme ich dich mit auf meine Reise – als Teil unserer #behindthechange Kampagne. Persönlich, ehrlich – und mit ein paar Learnings für alle, die selbst Führungsverantwortung übernehmen oder vor einem großen Wechsel stehen.

Der Moment der Entscheidung – und der Satz, der alles veränderte

Manchmal beginnt Veränderung nicht mit einem großen Knall, sondern mit einem kleinen Satz, der hängen bleibt.

Es war ein gewöhnlicher Montagnachmittag, als wir in einem Zoom-Call saßen – Andi Rath und ich. Thema: 2024 - Ziele, Budgets, Teamstruktur. Es war einer dieser Termine, bei denen du innerlich auf die Uhr schaust und dich fragst, wann du endlich zum Kaffee kommst.

Irgendwann sagte ich – halb scherzhaft, halb ernst: „Ich könnte solche Themen auch übernehmen."

Andis Blick wurde ruhig. Seine Augenbrauen hoben sich leicht, während er den Gedanken verarbeitete. Nachdenklich und zögerlich kam die Antwort: „Das würde ja bedeuten, du wärst Geschäftsführer." Es war mehr eine Frage als eine Aussage. Und damit war's raus. Kein großer Plan, kein inszenierter Moment – nur ein ehrlicher Gedanke im richtigen Augenblick. Und plötzlich lag da ein Weg, den wir beide nicht ignorieren konnten.

Mein innerer Dialog spielte verrückt:

😃 Cool, eine große Chance!

😳 Oh je, bin ich bereit dafür?

🤔 Wie erkläre ich das meiner Familie?

Der Rückhalt zu Hause war da – und trotzdem wusste ich: Ab jetzt würde sich vieles ändern. Nicht nur meine Rolle, sondern auch mein Blick auf Verantwortung und das, was ich tagtäglich im Beruf predige.

Die ersten 100 Tage: Wenn man zum eigenen Workshop-Fall wird

Als Change-Berater kennt man viele Tools. In der Theorie. Jetzt durfte ich sie auf mich selbst anwenden – und manches funktionierte besser als gedacht, anderes... nun ja, lass uns darüber reden. Was hat wirklich geholfen?

1. Haltung schlägt Hierarchie

"Be curious, not judgmental."Walt Whitman (oder wie Ted Lasso, der optimistische Fußballtrainer aus der gleichnamigen Serie, sagen würde: "Be a goldfish!")

Eines der größten Learnings meiner ersten Monate als CEO: Haltung schlägt Hierarchie. Immer. Fragen stellen, statt vorschnell zu urteilen. Zuhören, statt gleich zu führen. Es ist erstaunlich, wie viel Vertrauen entsteht, wenn du als neuer Chef erstmal verstehen willst, statt zu verändern.

2. Peter Druckers Dreieck – Strategie, Struktur und Kultur

Klarheit in der Ausrichtung, Flexibilität in der Struktur und #esdarfeinbisserlleiwandsein in der Kultur – so haben wir begonnen. Fragen wie „Wo geht die Reise hin?" und „Wie kommen wir dorthin?“ standen im Vordergrund. Und dennoch war es mir wichtig, eine Kultur des Miteinanders, der Offenheit und der Wertschätzung zu pflegen. Denn was nützt die beste Strategie, wenn das Team nicht mit Freude dabei ist?

3. Butter, Butter, Butter

Im Rahmen der Entwicklung unserer Marketingstrategie stolperte ich über ein Zitat von Paul Bocuse: "Was sind die drei wichtigsten Zutaten der französischen Küche? Butter, Butter, Butter." Was unser Moderator damit übersetzte: Fokus, Fokus, Fokus.

Was ich daraus für meinen Führungsalltag mitgenommen habe:

  • Klarheit schaffen – Wohin wollen wir?

  • Partizipation fördern – Alle ins Boot holen

  • Gemeinsam segeln – In die gleiche Richtung

Tipp für Führungsanfänger: Wer im Wandel steht, sollte sich selbst so ernst nehmen wie seine Zielgruppen. Veränderung beginnt im Innen. Frag dich: "Was würde ich meinen Kunden in dieser Situation raten?" – und dann folge deinem eigenen besten Rat.

Zwischen Nähe und Führung – mein Rollenwechsel im Team

Der Wechsel vom Kollegen zum Geschäftsführer ist kein Ortswechsel – sondern ein Beziehungswandel. Und ehrlich? Manchmal fühlt es sich seltsam an.

Aus Gesprächen auf Augenhöhe wird plötzlich Leitung. Das gemeinsame Mittagessen hat eine andere Dynamik. Und mit jeder Entscheidung steigt die Projektionsfläche. Plötzlich interpretieren Menschen in deine Worte Dinge hinein, die du nie gesagt hast.

Drei Dinge, die ich dabei verstanden habe:

  • Vertrauen muss neu aufgebaut werden – auch wenn man sich schon lange kennt. Die alte Beziehung ist nicht automatisch die Basis für die neue.

  • Rollen verändern Gespräche – der Ton wird oft vorsichtiger. Manchmal vermisse ich die unverblümte Direktheit von früher.

  • Die Balance finden – Ich lerne gerade, Haltung zu zeigen, ohne Abstand zu schaffen. Führungsstark sein, ohne unnahbar zu werden.

Mein Blick in die Zukunft: BRAINS AND GAMES 2030

Ich sehe ein Unternehmen, das weitergewachsen ist – nicht nur in Projekten und Umsatzzahlen, sondern in Haltung und Wirkung. Wir kombinieren systemische Tiefe mit innovativen Methoden. Und wir sind ein Ort, an dem Menschen gerne arbeiten, weil sie spüren: Hier kann ich wachsen, hier darf ich sein.

Was ich bewahren will:

  • Unser Miteinander – diese besondere Art, wie wir zusammenarbeiten

  • Unsere Offenheit – für neue Ideen, neue Menschen, neue Wege

  • Den Mut, Neues zu denken – auch wenn es unbequem ist

  • Den Wunsch, Potentiale zu entfalten – in Personen genauso wie in Organisationen – ganz im Sinne unserer Kernwerte: nah dran, findig und am Menschen orientiert

Was ich neu gestalten möchte:

  • Mehr Sichtbarkeit für unsere Haltung – denn wir haben etwas zu sagen. Konkret bedeutet das: mehr öffentliche Diskussionen, Vorträge und Publikationen zu den Themen, die uns bewegen.

  • Neue Spielfelder für echtes organisationales Lernen – jenseits von Workshops und Trainings

Eine persönliche Anekdote zum Schluss

Nach einem besonders dichten Tag saß ich spätabends noch im Büro. Die Lichter in den anderen Räumen waren längst aus, nur mein Schreibtisch war noch erleuchtet. Ich wollte eine wichtige Entscheidung treffen, war aber unsicher und kreiste endlos um dieselben Gedanken.

Da hörte ich mich selbst laut sagen: „Was würde Peter jetzt in einem Workshop fragen?"

Die Antwort kam prompt: „Was brauchst du gerade wirklich?"

Es war dieser Moment der Selbstreflexion, der mich zum Lachen brachte – und gleichzeitig Klarheit schuf. Ich hab's aufgeschrieben, den Laptop zugemacht und bin nach Hause gefahren. Manchmal muss man seinen eigenen Rat befolgen – und sich selbst erlauben, Mensch zu sein, nicht nur Chef.

Fazit: Was ich dir mitgeben möchte

Wenn du vor einer großen Veränderung stehst: Trau dich. Frag. Höre zu. Und vor allem: Bleib du selbst, auch wenn die Rolle sich ändert.

„There is no growth in the comfort zone, but there is no comfort in the growth zone." Veränderung fühlt sich selten bequem an – aber sie ist notwendig, wenn man gestalten will und langfristig wachsen möchte.

Ich freue mich auf alles, was kommt – und auf viele Gespräche mit Menschen, die Lust auf Wandel haben und bereit sind, neue Wege zu gehen.

Change-Expertise aus erster Hand

💬 Und du?

  • Stehst du auch vor einem Rollenwechsel?

  • Überlegst du, Führung zu übernehmen?

  • Oder begleitest du selbst Veränderungsprozesse?

👉 Dann lass uns ins Gespräch kommen – ich bin gespannt auf deinen Weg und deine Geschichte!

Fotocredit: Haleh Hafenscher

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